Krawalle am Kapitol: Wenn die
Demokratie ins Schwanken gerät
Beginne die Geschichte
Die Ereignisse
Nach monatelangen erbitterten rechtlichen Kämpfen, Joe Bidens Stimmen für illegal zu erklären, stand der ehemalige Präsident mit dem Rücken zur Wand. Der Kongress bereitete sich, unter dem Vorsitz seines Vizepräsidenten Mike Pence, darauf vor, die Ergebnisse der beispiellosen Präsidentschaftswahlen zu bestätigen. Deshalb trat ein verzweifelter und unberechenbarer Donald Trump bei der Kundgebung auf, mit dem Ziel, “Amerika zu retten“, so sein Anwalt Rudy Giuliani. So begann ein dunkler Tag für die amerikanische Demokratie.
Die Fakten
Am Mittwoch, den 6. Januar 2021 machte sich eine Menschenmenge, von der Rede des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten angestachelt, auf den Weg zum Kapitol mit nur einem Ziel:“Stop the steal“ (Stoppt den Diebstahl). Im Inneren befanden sich 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses, 100 Senatoren und ihre parlamentarischen Mitarbeiter.
Seit der Wahl behauptete Donald Trump, er sei ein Betrugsopfer und weigerte sich, Joe Biden anzuerkennen. Nach Stürmung der Wiege der amerikanischen Demokratie gingen viele Videos von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Trump-Anhängern und der Capitol Hill Polizei um die Welt und schockierten die Nation.
Les émeutes vues par Saul Loeb, Photographe AFP
Agnès Bun Videojournalistin
Einerseits begann der Tag ruhig auf dem Capitol Hill, während andererseits Tausende von MAGA-Anhängern durch die Reden von Trump, seiner Familie und seinem Team aufgehetzt wurden.
Bei diesem Satz brannten die Sicherungen durch: “Wir gehen die Pennsylvania Avenue hinunter und gehen zum Kapitol.“ Dieser Satz brachte eine gewalttätige und entschlossene Bewegung hervor, die später bis zum Kapitol vordrang. Reporterin Agnes Bun erinnert sich:
Was ist passiert
“Ich sah, wie ein Trump-Anhänger vor die Füße eines Korrespondenten spuckte, der einen Beitrag vor der Kamera machte. Sie schrien auch chinesenfeindliche und andere rassistische Beleidigungen gegen Reporter mit asiatischem Erscheinungsbild. „Als französische Journalistin asiatischer Herkunft wurde mir sehr unwohl und ich war froh, eine Maske zu tragen, die mein Gesicht teilweise verbarg.“
Agnès Bun (Videojournalistin)
Hinter den Kulissen
An diesem historischen Tag brachten die AFP-Journalisten zwei verschiedene Perspektiven zusammen: Saul Loeb beschloss, den Randalierern zu folgen, und Olivier Douliery, den Mitarbeitern des Parlaments. Eine Gruppe dürstete nach Rache, während die andere um ihr Leben fürchtete. Und so machte Saul das berüchtigte Foto des militanten Trump-Anhängers, der seine Füße auf Nancy Pelosi’s Schreibtisch legte:
“Die etwa zehnköpfige Gruppe benahm sich so, als ob die Räumlichkeiten ihnen gehörte. Eine Randaliererin zündete eine Zigarette an. Das war in dem Moment, als ich einem der Demonstranten begegnete, der an einem Schreibtisch saß, seine Füße hochlegte und durch (Pelosis) Papiere schaute. Dieses Bild haben jetzt viele Menschen gesehen. Das Bild wurde zum Symbol der Ereignisse an diesem Mittwoch und den Affront gegen die demokratischen Institutionen Amerikas. Ein Protestler hinterließ eine Notiz: ‘Wir werden nicht nachgeben’.“
Saul Loeb (Fotograf)