Neu bei AFP

Die Gruppe traf sich um 7.00 Uhr früh vor dem baufälligen Gebäude mit der Nummer 13 am Place de la Bourse im Zentrum von Paris, dem Sitz des Französischen Informationsbüros. Dort befand sich der Sitz von Havas, der ersten internationalen Nachrichtenagentur weltweit, die vom Vichy-Regime 1940 verstaatlicht wurde, um dort das Informationsbüro einzurichten. Das Havas-Büro sei "zu einer deutschen Propaganda-Behörde geworden", erzählte Gilles Martinet, einer der acht Männer, 2004 in einem Radiointerview. .

Die Straßen waren an diesem heißen Sonntag im August leer, in der Nähe stand ein deutscher Panzer, erinnerte sich später Basile Tesselin in seinen Memoiren. 

Das Komitee, das den bewaffneten Widerstand in der Pariser Region organisierte, schickte zwei bewaffnete Polizisten, die anderen acht Männer waren unbewaffnet. Zusammen schlichen sie die Treppen hinauf und stürmten das Redaktionsbüro. Dort schreckten zehn Köpfe hoch. 

"Keiner bewegt sich, keiner verlässt den Raum", rief Claude Martial-Bourgeon, der älteste der Gruppe, die überwiegend aus ehemaligen Havas-Redakteuren bestand. "Ab jetzt arbeitet Ihr für Frankreich und nicht für die Deutschen."

Niemand rührte sich. Ein für die Zensur zuständiger Deutscher wurde in den Keller geführt und eingesperrt. Martial-Bourgeon übernahm das Kommando und verteilte die Aufgaben. Martinet, 28 Jahre alt, wurde zum Chefredakteur erklärt. 

Die Journalisten machten sich umgehend an die Arbeit, stellten Kontakt her zu den Untergrundzeitungen wie "Combat" (Kampf), "Défense de la France" (Verteidigung Frankreichs), "Le Parisien Libéré" (Der befreite Pariser), "L'Humanité" (Menschlichkeit). 

Um 11.30 Uhr ging die erste Meldung heraus, in der die Wiederaufnahme der Arbeit verkündet wurde. Die ersten Nachrichten wurden auf alten Roneo-Maschinen gedruckt und von Fahrradboten an Zeitungen und Büros der Widerstandsbewegung in der ganzen Stadt geliefert. Gleichzeitig wurde der Kontakt mit Journalisten der französischen Exil-Regierung unter Charles de Gaulle in London hergestellt.

Das neue Redaktionsteam wuchs schnell. Die Mitglieder schliefen im Büro und plünderten die Bestände eines nahegelegenen Restaurants, das als Kantine deutscher Offiziere gedient hatte. Auf der Speisekarte: Pasteten, Stopfleber und gute Weine. 

In den darauffolgenden Tagen fuhren die Reporter auf Fahrrädern durch die Stadt, um Ausschau nach den Soldaten der Verbündeten und der französischen zweiten Panzerdivision zu halten. Es war Basile Tesselin, der die Nachricht vom Einzug des französischen Generals Philippe Leclerc "heute Morgen um 8.45 Uhr in Paris" verkündete.  

"Alle Kirchenglocken in Paris haben geläutet, es war ein Moment voller Emotionen", erinnerte sich Martinet.

Wenige Stunden später wurde die Kapitulation der Deutschen vermeldet. Paris war befreit. 

"Alles war einen Monat vorher beschlossen worden, die Strategie, die Taktiken, und allem voran das Ziel der Schaffung einer großen französischen Nachrichtenagentur, die in der Lage sein sollte, in allen vier Himmelsrichtungen gehört zu werden, Nachfolgerin der 1835 gegründeten Agentur Havas", berichtete Tesselin später. 

1957 beschloss die französische Nationalversammlung das AFP-Statut, das der Nachrichtenagentur journalistische Unabhängigkeit zusicherte. 

Die Zentrale von AFP befindet sich noch immer am Place de la Bourse in Paris. Neben Reuters und Associated Press ist AFP eine der drei großen internationalen Nachrichtenagenturen, deren Journalisten aus mehr als 150 Ländern berichten.